Rats-Schüler begeben sich per Fahrrad auf Spurensuche der NS-Vergangenheit im Münsteraner Stadtgebiet.
In Anlehnung an die gleichnamige Ausstellung „Einige waren Nachbarn“ besuchte die Jahrgangsstufe 9 des Ratsgymnasiums einige Schauplätze von Ausgrenzung, Verfolgung und Mord in den Jahren der nationalsozialistischen Diktatur. Angeboten wird dieser Projekttag von der Jungen Akademie Franz Hitze Haus in Kooperation mit der Villa Ten Hompel.
Im Fokus der interaktiven Stadtrallye standen sowohl Opfer als auch Täter des NS-Regimes. So erfuhren die Schüler am Paul-Wulf-Weg, dass dieser erst 2012 nach Wulf, Opfer der Zwangssterilisation der Nazis, umbenannt wurde, jahrzehntelang aber den Namen von Karl Wilhelm Jötten trug, der sich nachweislich als Professor für „Rassehygiene“ unter anderem für die Zwangssterilisation zur „Verhütung erbkranken Nachwuchses“ einsetzte. Jötten erhielt 1954 das „Große Verdienstkreuz der BRD“ und 1960 wurde der Jöttenweg in Münster eingeweiht. Paul Wulf hingegen kämpfte bis an sein Lebensende für Wiedergutmachung und erlebte die Umbenennung der Straße nach ihm nicht mehr.
Auch das Leben und Leiden der Kaufmannsfamilie Feibes, die seit 1849 ein Kaufhaus für Spielwaren an der Salzstraße 3 betrieb, stand im Fokus der Stadtführung.
Was sagen Denkmäler über die Geschichte aus? Sind einige überhaupt gerechtfertigt bzw. noch zeitgemäß? Was sagt Erinnerungskultur über den jeweiligen politischen Diskurs aus? Diese Fragen diskutierten die Schüler mit den Mitarbeitern der Villa Ten Hompel anhand des Kardinal-von-Galen Denkmals auf dem Domplatz und dem Dreizehner-Denkmal an der Promenade.
Leider gibt es in der Gegenwart immer noch verschiedenste Formen von Antisemitismus und Rassismus, die sich im Zeitalter der digitalen Netzwerke schnell verbreiten. Deswegen stand auch im Fokus des Seminars die Aufklärung über Diskriminierungsprozesse und Handlungsmöglichkeiten gegen aktuelle Formen des Rechtsextremismus.
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