Münster Das Pascal-Gymnasium und das Ratsgymnasium haben seit Beginn des Schuljahres neue Chefs. Ralf Brameier und Hendrik Snethkamp haben mit dem Pascal-Gymnasium und dem Ratsgymnasium Großbaustellen übernommen. An beiden Schulen wird umfangreich saniert und umgebaut. Auch pädagogisch ist viel in Bewegung.


Von Karin Völker

Auf dem Tisch im Chefzimmer steht eine Dose Lakritzkonfekt und eine Schale mit Schokoladenbonbons. „Das entspannt bei Schülergesprächen die Atmosphäre – und bei Lehrern und Eltern auch", sagt Hendrik Snethkamp. Mit 38 Jahren ist er am Ratsgymnasium einer der Jüngeren im Kollegium. Aber auf Autoritätsprobleme ist er nach dem Ausscheiden der langjährigen Schulleitern Gabriele Jansen in den Ruhestand keineswegs gestoßen. „Ich bin hier rundum freundlich aufgenommen worden", sagt Snethkamp. Die Leitung des Ratsgymnasiums ist für ihn gleichzeitig ein Schritt zurück und nach vorn. Zurück, weil der gebürtige Lengericher nun wieder näher an der alten Heimat, seinem Studienort und seiner Familie lebt und arbeitet. Nach vorn, weil die Führung des Ratsgymnasiums für ihn die Herausforderung ist, die er sich gewünscht hat.

 

Die vergangenen 13 Jahre hat der Lehrer für Englisch und Geschichte am Gymnasium in Städtchen Rees am Niederrhein gearbeitet, zuletzt als kommissarischer Schulleiter. „Da hatte das Gymnasium eine zentrale Bedeutung im Ort", sagt Snethkamp, nun leitet er eines von 14 Gymnasien in Münster, dafür aber eines der traditionsreichsten.

Dessen Fassade und Fenster werden jetzt sukzessive erneuert – und Neuerungen haben schon in den vergangenen Jahren die Schule geprägt. Das Ratsgymnasium hat vor sechs Jahren als erstes Gymnasium Münsters den gebundenen Ganztag eingeführt. „Die Anmeldezahlen steigen seither kontinuierlich", sagt Snethkamp. An drei Tagen haben die Jugendlichen bis nachmittags Unterricht. „Wenn sie nach Hause gehen, sind die Hausaufgaben fertig", erklärt der Schulleiter – ein Konzept, das den Alltag vieler Familien entlaste. Eine Mensa fehlt dem Ratsgymnasium noch – aber auch die soll nun endlich gebaut werden.

„Die meisten Kinder waren schon in der offenen Ganztagsgrundschule, Eltern suchen Ganztagsmodelle auch nach der vierten Klasse", teilt er die Erfahrung seiner Kollegen. Hendrik Snethkamp will den Teamgeist am „Rats" weiter fördern – mit dem Kollegium, aber auch mit Eltern und Schülern.

Letztere haben ihn, als er sich in der ersten Woche in den Klassen vorgestellt hat, mit Fragen gelöchert: „Die Kleineren wollten einfach alles wissen, etwa ob ich ein Haustier habe", erzählt er lachend. Seine Antwort: „Dazu fehlt mir leider die Zeit."

Die älteren Schüler wollten wissen, was er an der Schule verändern will. Die Schüler, das merkt er deutlich, träten in Münster deutlich offener und selbstbewusster auf als an seiner früheren ländlich gelegenen Schule. Aufmüpfiger? „Das nicht", sagt Snethkamp, dem die Kooperation mit den Jugendlichen sehr wichtig ist. Ebenso mit der sehr engagierten und sehr informierten Elternschaft.

Von den Eltern kommt der Impuls, die Berufsorientierung der Schüler zu stärken – und bei der Berufsberatung nicht nur das Studium zu bedenken. Snethkamp: „Auch Ausbildungsberufe bieten für Abiturienten gute Perspektiven."